Nur die Ruhe. So schützt du dich vor der ständigen Reizüberflutung.
Covid-19 hat unseren Umgang mit Medien verändert. Massiv verändert. Wir konsumieren sie viel intensiver als noch vor der Krise. Gerade Online-Zeitungen, das öffentliche Fernsehen und die sozialen Medien werden viel stärker genutzt als noch vor Corona.
Kurz: Wir alle haben aktuell das Bedürfnis, uns zu informieren. Kein Wunder: Ständig verändert sich etwas. Was heute Mittag gilt, ist in zwei Stunden vielleicht schon wieder Geschichte – und mit diesem Tempo versuchen wir mitzuhalten.
Aber was bringt uns eigentlich dazu, aktuell wie süchtig nach jeder Information zu greifen, die uns vor die Hände kommt? Eine Begründung finden wir, wenn wir einen Blick auf unsere Vorfahren werfen: Vor zwei Millionen Jahren war es überlebenswichtig, möglichst viel über eine Bedrohung oder eine neue Situation in Erfahrung zu bringen. Wer nicht wusste, dass abends vor der Höhle neuerdings ein Säbelzahntiger jagt, hat die Nacht nicht überlebt.
Heute leben wir im Informations-Überfluss. Doch unser Gehirn funktioniert noch immer ähnlich wie das unserer Vorfahren. Der Hunger nach immer mehr Informationen ist uns tief einprogrammiert – gerade wenn es um eine Bedrohung oder um eine neue Situation geht, wie aktuell bei Corona.
Wenn wir uns informieren, gibt uns das Sicherheit und ein gutes Gefühl. Und keine Frage: Es ist wichtig, dass wir uns informieren. Doch die ständige Reizüberflutung, der wir zwischen all den Push-Meldungen, Livetickern, News-Seiten, zugespitzten Schlagzeilen und den unterschiedlichen Informationen und Meinungen ausgesetzt sind, kann uns überfordern und regelrecht ausbrennen. Ganz zu schweigen davon, dass sie uns auf die Stimmung schlägt – denn Medien berichten vorzugsweise über negative Ereignisse.
Wie also können wir uns vor dieser Reizüberflutung schützen? Indem wir unsere Mediennutzung bewusster gestalten. Hier sind acht Ideen.
Idee 1: Beobachte dich
Oft ist uns nicht bewusst, wie viel Zeit wir tatsächlich auf News-Seiten und mit Nachrichten-Apps verbringen. Mach dir ein realistisches Bild über deine Mediennutzung. Dabei helfen kann dir eine App, die dir aufzeigt, wie lange du pro Tag auf deinen Handy-Bildschirm schaust und welche Apps du wie oft und wie lange nutzt. Das kann ein echter Augenöffner sein – und eine riesige Motivation, etwas zu ändern.
Idee 2: Wähle deine Quellen bewusst
Überlege dir, welchen Quellen du vertraust und wo du dir deine Informationen holen möchtest. Beschränke dich auf ein paar wenige Quellen. Gehe dabei nach Qualität der Berichterstattung – nicht nach der Geschwindigkeit oder nach der Menge der Informationen, die eine Quelle bereitstellt. Überlege dir auch, über welche Kanäle du dich informieren möchtest. Radio? Podcast? Fernsehen? Streaming? Online-Zeitungen? News-Apps? Print?
Idee 3: Setze dir Zeitfenster für den Medienkonsum
Überlege dir, wie oft und wann du dich informieren möchtest, um die für dich notwendigen Informationen zu erhalten. Einmal am Tag, jeweils morgens? Zweimal am Tag, jeweils mittags und abends? Oder reicht dir jeden zweiten Tag? Überlege dir auch, wie lange die Zeitfenster sein sollten, damit du dich gut informieren kannst. Zweimal am Tag eine Viertelstunde? Einmal am Tag eine halbe? Etabliere dann diesen Rhythmus, bis er für dich Routine ist.
Ein passendes Angebot dazu hat das digitale Magazin «Republik» geschaffen, kostenlos: den 19-Uhr-Newsletter. Er informiert an Wochentagen jeweils um 19 Uhr über das Wichtigste rund um Covid-19.
Idee 5: Schalte Push-Meldungen aus
Push-Meldungen bedeuten eine ständige Ablenkung und Konfrontation mit neuen Informationen. Auch wenn es dir nicht bewusst ist: Dein Gehirn muss diese Informationen verarbeiten. Sie spuken also in deinem Hinterkopf rum und du hast weniger Denkkapazität für die wichtigen Dinge. Dazu kommt: Medien berichten gern über schlechte Nachrichten oder über «Aufreger-Themen». Wenn auf deinem Handy ständig unkontrolliert schlechte Nachrichten aufploppen, kann dir das ganz schön auf die Stimmung schlagen. Probiere zumindest einen Tag lang aus, wie es dir ohne Push-Meldungen geht.
Idee 6: Verabschiede dich von Nachrichten-Apps
Die Profi-Version von Idee 5: Lösche oder deaktiviere Nachrichten-Apps auf deinem Handy. Dies erhöht die Hürde, bei Langeweile mal eben kurz die News zu checken. Greife stattdessen über den Browser deines Computers auf Online-Medien zu.
Idee 7: Schaffe dir bildschirmfreie Zonen
Schaffe dir Offline-Inseln in deinem Alltag. Das können Zeitfenster oder auch Räume sein. Du kannst dir zum Beispiel vornehmen, während des Essens nicht auf dein Handy (oder in den Computer) zu schauen. Du kannst dir vornehmen, während Gesprächen dein Handy immer in der Tasche zu lassen. Du kannst dir vornehmen, abends eine Stunde vor dem Schlafengehen nicht mehr auf Bildschirme zu gucken. Und du kannst natürlich auch dein Schlafzimmer, deine Küche oder dein Wohnzimmer zur bildschirmfreien Zone erklären.
Idee 8: Überbrücke das Warten anders
Informierst du dich gerne zwischendurch, um Wartezeiten zu überbrücken? Versuche mal, diese kleinen Pausen anders zu nutzen. Höre auf der Autofahrt Musik oder ein Hörbuch statt Nachrichten. Nimm für die Zugfahrt ein Buch mit. Oder geniesse ganz bewusst die kurze Pause vom Alltag: Schliesse deine Augen oder schau aus dem Fenster und nimm ein paar tiefe Atemzüge.
Weitere Impulse zu Resilienz und Gesundheit gibts jeden Montag hier.
(Bild: Stephane YAICH / Unsplash)