Resilienztipp Nr. 50: «Wer sich bewegt, zahlt auf sein Konto ein»

«Es braucht kein teures Homegym», sagt Nik Jud. Das eigene Körpergewicht und kleine Hilfsmittel können Wunder wirken.

Warum nehmen wir im Herbst eher zu? Wie kommen wir gesund durch die kühle Jahreszeit? Und was tun, wenn man nicht ins Fitnessstudio gehen mag? Personal Trainer und Sportexperte Nik Jud gibt Antworten.

Bereitet sich unser Körper jetzt auf eine ruhigere Phase vor? Ist er eher bereit, Fett anzusetzen?

Nik Jud: Natürlich ist es kälter draussen und die Tage sind kürzer, aber unsere Vorfahren konnten deswegen nicht einfach auf der faulen Haut herum liegen. Im Gegenteil. Unser Körper ist dafür gemacht, dass wir uns an verschiedenste Bedingungen anpassen können.

Und der Winterspeck?

Im Gegensatz zu heute stand im Winter weniger Nahrung zur Verfügung. Das führte nicht zu einer Gewichtszunahme, sondern zu einer Abnahme. Heute hortet der Körper im Winter einfach mehr Kilos, weil wir aufgrund unserer modernen Lebensweise im Winter weniger Bewegung, einfachere Bedingungen und immer genügend – oder eher zu viel – Essen haben.

Wie können wir unserem Körper geben, was er jetzt braucht?

Es gilt, was das ganze Jahr über gilt: Mindestens 30 Minuten pro Tag aktiv sein in mittlerer Intensität und die Ernährung möglichst vollwertig, vielseitig und bewusst gestalten. Im Winter ist die Versorgung mit Vitaminen und Spurenelementen sicherlich noch etwas stärker ins Zentrum zu rücken, um das Immunsystem auf Hochtouren zu halten. Unterstützend wirkt da der Gang an die frische Luft. Letzteres ist trotz oder gerade wegen der Kälte im Winter wichtig. Das regt unseren Stoffwechsel an, weckt den Geist und hat ebenfalls eine wertvolle Wirkung auf unser Immunsystem.

Training im Studio ist im Moment für viele ein No-Go. Welchen Tipp hast du für sie?

Auch hier mache ich mich stark für Bewegung im Freien. Allerdings ist es sinnvoll, sich nicht nur auf Gehen oder Joggen an der frischen Luft zu beschränken. Krafteinheiten, Mobility Training und Fitness Einheiten für den Rumpf sind ebenso wertvoll, auch wenn diese in den eigenen vier Wänden durchgeführt werden. Es braucht dazu kein teures Homegym. Wer sich das leisten will, der begeht sicher keinen Fehler. Aber mit dem eigenen Körpergewicht, kleinen Hilfsmitteln wie z. B. einem Miniband, einem Schlingentrainer und einem Gymnastikball ist schon viel Richtiges gemacht. Dann braucht es nur noch die passenden Übungen oder eine Online-Klasse zum Mitmachen – und einem sportlichen Basisprogramm steht nichts mehr im Wege.

Welche Übungen stärken unser Immunsystem?

Da gibt es keine Wunderübung, die uns vor allem schützt. Die Regelmässigkeit, die Dosis und die Abwechslung sind wohl wichtige Eckpfeiler, damit wir langfristig in jeder Lebens- oder Jahresphase gesund bleiben. Zu viel und zu wenig sowie zu hart oder zu leicht helfen uns nicht bei der Gesunderhaltung. Ebenso ist das immer gleiche Training nicht wirklich gut für den Körper. Daher empfehle ich nicht Übungen, sondern den Mix aus Training, Ernährung und Erholung so zu gestalten, dass wir uns vitaler fühlen.

Je nach Lebensstil sollte man täglich 30 bis 60 Minuten Sport treiben. Was rätst Du einer Person mit vollem Terminkalender?

Als Erstes muss wohl der Wert von Bewegung und Sport erkannt werden. Erst wenn die Bedeutung davon auch gesehen wird, bekommt das Thema die verdiente Aufmerksamkeit. Vorher wird jede geplante Aktivität aus dem Kalender gestrichen, da sie keinen Nutzen bringt. Halten wir uns aber vor Augen, wie wichtig es ist, dass wir unsere Gesundheit erhalten oder verbessern, dann werden auch die Termine mit den Turnschuhen zu ernsthaften Kalendereinträgen. Ich vergleiche die Gesundheit gerne mit dem Bankkonto: Wer sich bewegt, zahlt jedes Mal etwas auf sein Konto ein. Mit genügend Guthaben können wir in aktuellen Situationen mehr davon zehren, und auf die Dauer haben wir länger etwas davon. Das heisst, die Lebensqualität steigt und bleibt länger erhalten. Davon profitiert das Individuum und alle, die mit ihm verbunden sind. Das geht von der Arbeitsstelle bis über Freunde oder dem Partner bis hin zu den Enkelkindern.

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Zum Autor: Nik Jud ist Trainer, Dozent und Inhaber von UNIK Sports Management. Er ist seit fünfzehn Jahren in der Sport- und Fitnessbranche tätig. Dabei motiviert er Menschen täglich, ihren sportlichen, gesundheitlichen oder beruflichen Zielen einen Schritt näher zu kommen.

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(Bild: UNIK Sports Management)